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Datum
  • Mai 17, 2023
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Kategorie Tech
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Was ist Headless IT & Software? Erklärung, Vorteile und Lösungen

Was ist Headless IT & Software? Erklärung, Vorteile und Lösungen

Mit dem Begriff Revolution sollte man sparsam umgehen – doch der Headless-Ansatz krempelt in der IT tatsächlich einiges um. Er beschreibt eine komplett neue Architektur und verändert die Art, wie Software und ganze digitale Plattformen entwickelt und betrieben werden.

Was verbirgt sich genau hinter diesem Konzept? In diesem Artikel erfahren Sie, wie eine Headless IT und Headless Software funktionieren und wann die Umstellung sinnvoll sein kann.

Was bedeutet Headless in der IT?

Headless bezeichnet eine Architektur für digitale Systeme, bei denen Backend-Anwendungen und Frontends unabhängig voneinander laufen. Das Backend beschränkt sich rein darauf, Daten oder Inhalte zu verwalten und weitere Services zu liefern. Über standardisierte Schnittstellen oder APIs greifen Frontends auf die Daten zu und stellen diese für Nutzer grafisch dar.

Die Architektur von Headless Software steht im Gegensatz zu der von traditionell gebauter Software, etwa bei einem CMS: Dort sind Backend und Nutzer-Frontend fest innerhalb einer Lösung verbaut und hängen eng zusammen. Die Inhalte können nur im eigenen Frontend angezeigt werden.

An Headless Systeme können beliebig viele und verschiedene Frontends angebunden werden: Websites, Onlineshops, native Mobile Apps, Single Page Apps (SPA), Progressive Web Apps (PWA), POS-Systeme, IoT-Anwendungen und viele mehr. Funktionen und Inhalte können für jeden Kanal (oder digitalen Touchpoint) individuell zusammengestellt und präsentiert werden.

Die Technologie ermöglicht somit, E-Commerce und andere digitale Geschäftsmodelle mit mehreren Kanälen zu betreiben (Omnichannel-Marketing). Die meisten großen und populären E-Commerce- und CMS-Lösungen funktionieren daher Headless.

Der Ansatz bringt zusätzlich viele Vorteile für IT und Marketing mit sich: neue Funktionen und Kampagnen lassen sich schneller entwickeln, die Systeme werden leistungsfähiger und stabiler, und Inhalte können umfassend personalisiert werden.

Was sind Headless Computer?
Headless Computer sind Systeme, die ohne GUI (Grafischer Benutzeroberfläche) betrieben werden; also ohne Monitor und Eingabegeräte wie Tastatur und Maus. Stattdessen werden sie über Schnittstellen durch andere Hard- oder Software ferngesteuert. Solche Computer werden oft als eingebettete Systeme (Embedded Systems) innerhalb anderer Systeme eingesetzt, etwa zur Steuerung von Maschinen.

Abgrenzung zu Headless Software
Headless Software baut zwar technisch auf den gleichen Prinzipien auf und kann ohne GUI betrieben werden; quasi als reine Datenbank. Jedoch wird sie in der Regel mit einer Backend-GUI geliefert, einer Verwaltungsoberfläche für Admins oder Redakteure. Die Bezeichnung Headless bezieht sich bei Software daher nicht auf die fehlende GUI, sondern auf die Trennung von den Frontends, in denen die verwalteten Inhalte (für die Nutzer oder Konsumenten) angezeigt werden.

Die Technologie hinter Headless Software

Headless Software basiert im Wesentlichen auf zwei Technologien: Microservices und APIs.

Das Backend liefert alle Logiken; bei einer E-Commerce-Lösung unter anderem die Produkt- und Katalogverwaltung, den Warenkorb, Checkout und Zahlung. Diese Funktionen sind jedoch nicht als monolithische Lösung konstruiert – als „großer Software-Klotz“ in den alle Funktionen fest integriert sind.

Stattdessen ist jede einzelne Logik als Microservice angelegt: als kleines Stück Software, das genau diese eine Logik oder Funktion liefert. Der Microservice funktioniert autark und kann beliebig mit anderen Microservices kombiniert werden.

Die Microservices kommunizieren untereinander über APIs: über Schnittstellen, die auf standardisierten Protokollen basieren (zum Beipsiel REST). Durch die Kombination vieler Microservices erhält man eine Software mit dem gewünschten Funktionsumfang. Über die APIs werden die Frontends mit Inhalten und Funktionen versorgt. Ebenfalls lassen sich darüber externe Anwendungen und Datenquellen anbinden, sofern diese auch APIs bieten.

In der Regel wird zwischen die APIs und die Frontends eine Caching-Schicht eingebaut, in der die Daten für die Frontends zwischengespeichert werden; etwa mit einem Content Delivery Netzwerk (CDN). Beim Aufrufen eines Frontends werden die Inhalte aus dem Cache geladen, nicht aus dem Backend. So stehen die Inhalte viel schneller zur Verfügung und es können viel mehr Aufrufe gleichzeitig bewältigt werden.

Warum stellen Unternehmen auf Headless um?

Klassische Software mit Backend und Frontend ist nicht schlecht. Je mehr Systeme und Kanäle ein Unternehmen jedoch betreibt, desto stärker fallen die Nachteile dieser Architektur ins Gewicht.

Zum einen bringt jedes System seine eigenen Logiken, Templates und andere Limitierungen mit. Sie sind, wenn überhaupt, nur eingeschränkt miteinander kompatibel. Jeder Kanal funktioniert daher etwas anders, sieht etwas anders aus, und arbeitet mit eigenen Daten („Silos“). Dadurch ist es nicht möglich, Kunden und Nutzern über alle Kanäle hinweg einheitliche Erlebnisse zu bieten. Auch können sie nicht ohne Weiteres zwischen den Kanälen wechseln.

Zum anderen wird die gesamte IT-Landschaft mit jedem zusätzlichen System komplexer. Innerhalb und zwischen den Systemen gibt es unzählige Abhängigkeiten. Das Gesamtsystem wird immer träger, jede Anpassung oder Weiterentwicklung wird zu einem komplizierten Projekt. Irgendwann sind die Möglichkeiten des Systems ausgereizt und niemand mag es mehr anfassen („Never change a running system.“).

Vorteile der Headless Architektur

Wie profitieren Unternehmen konkret von einem Umbau ihrer IT zu einer Headless Architektur?

Verschiedene Frontends anbinden

An Headless Systeme lassen sich unbegrenzt viele und verschiedene Frontends anbinden. Dabei wird das ganze System weder komplexer noch langsamer. Zudem können unterschiedlichste Frontend-Technologien verwendet werden.

Verschiedene Content-Quellen anbinden

Die Frontends können Inhalte aus unterschiedlichsten Quellen anzeigen, sowohl aus eigenen Systemen als auch externen Quellen. Alle Inhalte werden zentral verwaltet, meist im Headless CMS. Woher die Inhalte stammen, spielt keine Rolle.

Ganzheitliche Customer Experiences

Funktionen und Inhalte werden aus verschiedenen Systemen geliefert. Frontend-Nutzer merken davon jedoch nichts. Die Frontends wirken wie aus einem Guss; und auch kanalübergreifend können Unternehmen ganzheitliche, konsistente – und personalisierte – Customer Experiences liefern.

Content effizient verwalten

Redakteure und Marketer verwalten und steuern alle Inhalte für alle Kanäle aus einer zentralen Oberfläche heraus. Sie können Inhalte mehrfach verwenden und einfach verschiedene Varianten erstellen. Sie sind deutlich effizienter und schneller, als wenn sie parallel mit unterschiedlichen Systemen arbeiten müssten.

Agile Entwicklung

Durch die Trennung von Backend und Frontend ermöglicht Headless eine „IT der zwei Geschwindigkeiten“. Kritische Backend-Systeme werden mit Fokus aus Stabilität und Sicherheit behutsam weiterentwickelt. Bei den Frontends ist das Tempo höher: Innovationen können in agiler Weise schnell eingebaut und getestet werden, ohne das Gesamtsystem zu gefährden.

Einfach erweiterbar

Durch den modularen Ansatz und die standardisierten APIs lassen sich neue Funktionen, Systeme und Kanäle mit wenig Aufwand anbinden (und wieder entfernen). Anpassungen am Gesamtsystem sind dafür nicht erforderlich.

Sicher und stabil

Alle Komponenten laufen unabhängig voneinander und sind durch (restriktive) APIs verbunden. Fehler oder Cyberangriffe wirken sich daher immer nur lokal aus: das Gesamtsystem bleibt sicher und stabil. Zudem können Einzelkomponenten bei Leistungsspitzen leicht in Echtzeit skaliert werden, sodass das System immer performant läuft.

Langfristig günstiger betreiben

Der Anfangsaufwand, um Headless Systeme in Betrieb zu nehmen, ist relativ hoch im Vergleich zu klassischen Systemen. Bei komplexen IT-Landschaften mit zahlreichen Systemen und Kanälen zahlt sich dieser Aufwand langfristig aus: Verwaltung und Weiterentwicklung bleiben – wieder relativ gesehen – günstig. Sie steigen nicht proportional zum Funktionsumfang und zur Leistungsfähigkeit der Systeme.

Welche Arten von Headless Software gibt es?

Alle wesentlichen Lösungen für digitale Plattformen gibt es (auch) Headless:

Unternehmen können solche Lösungen einzeln betreiben und Frontends daran anbinden, sofern ihnen der Funktionsumfang ausreicht. Oder sie kombinieren mehrere Lösungen und schaffen daraus eine Digital Experience Platform. In einem weiteren Artikel erklären wir Ihnen Näheres zur DXP.

Über den Autor

Tobias Kerschbaum Solution Architect bei Magnolia

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