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Datum
  • Apr. 11, 2023
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Kategorie Tech
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Architektonische Details eines modernen Wohngebäudes
Composable Infrastructure (Infrastructure as code): Was ist das?

Composable Infrastructure (Infrastructure as code): Was ist das?

Alles verlagert sich in die Cloud. Wirklich alles? Nach wie vor betreiben Unternehmen diverse Systeme herkömmlich auf eigenen Servern; sei es, weil die Systeme geschäftskritisch sind und besonders geschützt werden sollen; sei es, weil die Systeme stabil und performant laufen und sich die Migration in die Cloud nicht lohnen würde.

Allerdings müssen Unternehmen dann mehrere separate IT-Infrastrukturen nebeneinander betreiben: etwa On premise, Private und Public Cloud. Das bringt Nachteile mit sich.

Die Lösung für ein solches Szenario kann eine Composable Infrastructure („zusammengesetzte Infrastruktur“) sein. Was ist darunter zu verstehen? Wie ist sie aufgebaut? Wie und wann profitieren Unternehmen davon?

Was ist eine Composable Infrastructure?

In einer Composable Infrastructure werden die Speicher-, Computing- und Netzwerkressourcen von den physikalischen Komponenten entkoppelt. Alle Ressourcen werden in einem Pool zusammengefasst und sind per API über eine Software erreichbar und konfigurierbar.

Eine Composable Infrastructure ermöglicht es, On-Premise- oder Legacy-Anwendungen (Bare-Metal- und VM-basiert) und moderne Cloud-Services (Container-basiert) gemeinsam zu verwalten; so bequem wie in einer reinen Cloud-Umgebung. Private Clouds und Hybrid Clouds basieren auf dieser Art Framework. IT-Services können dadurch viel einfacher und schneller bereitgestellt und alle Ressourcen optimal ausgelastet werden.

Da eine Composable Infrastructure wie erwähnt rein Software-basiert verwaltet wird, wird auch der Begriff Infrastructure as code (IaC) dafür verwendet. Wenn ein externer Provider die Infrastruktur komplett zur Verfügung stellt, spricht man von Infrastructure as a service (IaaS) als Geschäftsmodell.

Es ist nicht genau definiert, was alles zu einer Composable Infrastructure gehört und wie sie genau funktioniert – die Lösungen einzelner Hersteller oder Betreiber können sich also unterscheiden.

Wie unterscheidet sie sich von einem herkömmlichen Rechenzentrum?

Im Vergleich mit einem herkömmlichen Rechenzentrum erschießt sich die Bedeutung einer Composable Infrastructure leichter. Stellen Sie sich vor, in Ihrem Unternehmen wird eine neue Business-Anwendung eingeführt. Die bisherige Server- und Netzwerkkapazität reicht dafür nicht aus.

Vorgehensweise im Rechenzentrum: Ein IT-Mitarbeiter beschafft neue Server sowie weitere Komponenten und baut sie im Rechenzentrum ein. Er spielt die nötigen Systeme auf und konfiguriert die Server, auf denen die Software installiert wird. Reicht etwa der Speicherplatz später nicht mehr aus, muss der Mitarbeiter weitere Server beschaffen und einrichten.

Vorgehensweise in einer Composable Infrastructure: Ein Entwickler definiert die Anforderungen der Software. Über die API wird eine neue Infrastruktur erstellt, die genau die passenden Spezifikationen und Konfigurationen besitzt. Sobald die Software gestartet wird, werden die nötigen Services geladen und die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt. Je nach Bedarf werden on-demand zusätzliche Ressourcen bereitgestellt oder frei gewordene Ressourcen für andere Anwendungen verwendet.

Composable Infrastructure_Steps_DE

Technischer Aufbau einer Composable Infrastructure

Nach außen hin zeigt sich eine Composable Infrastructure als einheitlicher Service aus einem Guss. Analysiert man das Innenleben, kann man zahlreiche Komponenten erkennen, die in drei Schichten organisiert sind.

Hardware-Schicht

Sie umfasst die physikalischen IT-Komponenten, also das Rechenzentrum an sich: Rechenserver, Datenspeicherlösungen, Router, Switches, Hardware-Firewalls, jede Menge Kabel und so weiter.

Management Schicht

Über Management-Software werden Hardware-Ressourcen abstrahiert (von den physikalischen Geräten entkoppelt) und in sinnvolle Gruppen oder Services aufgeteilt. In dieser Schicht werden die Ressourcen dynamisch den einzelnen Anwendungen zugewiesen. Die Software bietet auch Funktionen für die Verwaltung, Sicherung und Optimierung der Infrastruktur.

API-Schicht

Die API-Schicht ist das Bindeglied mit der „Außenwelt“. Entwickler steuern die Composable Infrastructure über die API. Auch die Kommunikation zwischen den Geschäftsanwendungen und den IT-Ressourcen läuft darüber. Die API basiert auf offenen Standard-Protokollen, sodass praktisch jede Anwendung die Infrastruktur nutzen kann.

Vorteile einer Composable Infrastructure für IT und Business

Welche Vorteile bietet eine Composable Infrastructure: sowohl für die IT als auch für die Fachabteilungen?

Sofort neue Ressourcen bereitstellen

Neue Ressourcen können in einer Composable Infrastructure innerhalb von Augenblicken bereitgestellt werden, mit nur einigen Zeilen und sogar ganz automatisch. Dadurch können Unternehmen agil arbeiten: etwa laufend neue Anwendungen, Produkte und Services entwickeln, testen und optimieren. Sie müssen dafür nicht jedes Mal auf die IT warten und kommen wesentlich schneller voran.

Optimale Leistung für alle Anwendungen

Anwendungen werden nicht auf festen (physikalischen) Ressourcen betrieben. Stattdessen werden ihnen in Echtzeit die erforderlichen Ressourcen aus dem Pool zugeteilt: bei Leistungsspitzen wird automatisch skaliert. Dadurch läuft jede Anwendung mit optimaler Leistung.

Niedrigere Hardwarekosten

Wenn Anwendungen stoppen oder wenig genutzt werden, können die freien Ressourcen derweil anderen Anwendungen bereitgestellt werden. So teilen sich mehrere Anwendungen die Ressourcen: sie werden optimal ausgelastet und stehen nicht ungenutzt herum. Unternehmen müssen weniger Geld für Hardware und für Platz im Rechenzentrum ausgeben.

Effizienterer Personaleinsatz

IT-Organisationen sparen sich mit einer Composable Infrastructure viel manuelle Arbeit und kommen daher mit weniger Personal aus. Statt für die Verwaltung können die knappen IT-Fachkräfte in der Entwicklung oder für andere Aufgaben eingesetzt werden.

DevOps auch für Legacy-Anwendungen

In einer Composable Infrastructure sind Legacy-Anwendungen nicht länger isoliert, sondern werden in einer gemeinsamen Umgebung mit Cloud-Anwendungen betrieben. Dadurch können einheitliche Prozesse etabliert und Ansätze wie DevOps für die gesamte IT eingeführt werden.

Erfahren Sie mehr über eine Composable-IT-Strategie für Unternehmen:

Für wen ist eine Composable Infrastructure geeignet?

Wann lohnt sich der Aufbau einer Composable Infrastructure für Unternehmen? Er eignet sich besonders für Szenarien, in denen diese drei Faktoren zusammentreffen:

  • Heterogene IT-Landschaft: Ein Unternehmen betreibt sowohl geschäftskritische Anwendungen On premise (vor Ort) oder in einer Private Cloud als auch Services in einer Public-Cloud-Umgebung.

  • Schwankende Anforderungen und Auslastung: Die Anwendungen stellen sehr unterschiedliche Anforderungen an die Infrastruktur. Außerdem schwankt die geforderte Leistung stark, etwa durch Nutzungsspitzen zu bestimmten Zeiten oder durch ressourcenintensive Anwendungen, etwa für KI und Big Data.

  • Agile IT: Das Unternehmen möchte agil arbeiten, um die Geschwindigkeit und die Wertschöpfung der IT zu erhöhen.

In einer herkömmlichen IT-Landschaft sind On-premise-Anwendungen, Private- und Public-Cloud-Umgebungen voneinander getrennt – ebenso die damit verbundenen Ressourcen und Prozesse. Dadurch entstehen viele Brüche, doppelte Aufwände und Kosten. Solche Silos bremsen Unternehmen aus und verlangsamen die Weiterentwicklung. Mit einer Composable Infrastructure entkommen Unternehmen diesen Beschränkungen und können trotz einer heterogenen IT-Architektur agil arbeiten.

Über den Autor

Tobias Kerschbaum Solution Architect bei Magnolia

Als Solution Architect arbeitet Tobias eng mit Kunden und Partnern zusammen und teilt sein Wissen und seine Erfahrung. Er hilft Unternehmen dabei, zu bewerten und zu verstehen, wie Magnolia die Projektanforderungen erfüllen kann. Er trägt zum Projektplan bei und stellt sicher, dass die richtigen Module und Technologien ausgewählt werden. Neben der Durchführung von maßgeschneiderten Workshops wird Tobias auch aktiv, wenn Kunden und Partner neue Funktionen oder individuelle Anforderungen implementieren müssen.

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